26. Jun 2018
Längst ist Urban Gardening nicht mehr nur ein Thema der alternativen Szene in amerikanischen oder europäischen Grossstädten. Das Bild des «Urban Gardeners» hat sich gewandelt; heute legen die «Stadt-Gärtner» auch auf Balkonen und Terrassen kleine Nasch-, Gemüse- und Kräutergärtchen an. Sie lieben es, immer wieder neue Pflanzen zu entdecken und auszuprobieren.
Seinen neueren Ursprung hat «Urban Gardening» in New York. In den 1970er-Jahren setzte Liz Christy ihre Idee eines Gemeinschaftsprojekts auf einer ungenutzten Fläche mitten in der Stadt um. Zusammen mit spontanen Helfern aus der Nachbarschaft wurde das Grundstück entrümpelt und ein öffentlicher Raum geschaffen, der von allen Anwohnern genutzt und gemeinschaftlich bewirtschaftet werden konnte. Viele ähnliche Projekte entstanden in New York und später auch in anderen Grossstädten rund um den Globus. Im Mittelpunkt standen das soziale Gemeinwohl und ein Stück weit auch die Versorgung der meist wirtschaftlich nicht sehr gut gestellten Bevölkerung mit pflanzlichen Produkten. «Back to the roots», liesse sich das gemeinsame Pflanzen, Pflegen und Ernten verschiedenster Nutzpflanzen sicher auch zusammenfassen, ist es doch seit Jahrtausenden in den menschlichen Sozialstrukturen verankert und erst in der jüngeren Geschichte etwas in Vergessenheit geraten.
Dieses Bedürfnis, sich mit Nutzpflanzen zu beschäftigen, zu beobachten, wie sie heranwachsen, wie eine Frucht, eine Knolle, ein Salat entsteht, sie zu ernten und die natürlichen Aromen unverfälscht zu kosten, liegt dem heutigen «Urban Gardening» deutlich mehr zugrunde, als die eigentliche Selbstversorgung. Das Gemüse, die Kräuter, Beeren und Früchte sollen in erster Linie Spass machen und nicht einen übermässigen Arbeitsaufwand verursachen. Das heutige Urban Gardening zieht sich durch alle sozialen Schichten und durch alle Altersschichten. Im modernen Zweipersonenhaushalt ist es ebenso en vogue, wie bei der jungen Familie, dem Rentnerehepaar oder in der Kita. Und: Urban Gardening kann sogar das Thema einer Maturitätsarbeit mit Website, Blog und kleinen Versuchsgärten sein.